Wie die meisten, die in den letzten Jahren hier mitlesen wissen, bin ich von Beruf Organisationsberater. Dazu ausgebildet wurde ich an der Ruhr-Uni Bochum an verschiedensten Fakultäten der Gesellschaftswissenschaften. Obgleich viele glauben, dass Soziologen als Taxifahrer enden, ist es mir gelungen, im Haifischbecken der Wirtschaft, etabliert Fuß zu fassen. In beratender Funktion durchläuft man naturgemäß […]
EVK: Leiche im Aufzug? Stellt die richtigen Fragen!
Wie gelangt man eigentlich in einen stillgelegten Fahrstuhl?

(Foto: Pressefoto EVK Gelsenkirchen)
In Gelsenkirchen wurde, wie durch die Lokalpresse bekannt wurde, eine im Verwesungsstadium befindliche Leiche im Aufzug gefunden. Ein Techniker fand den Mann in einem – wie es zunächst hieß – “außer Betrieb[…]” (vgl. PM Diakonie, 10.7.2015) genommenen Fahrstuhl im Evangelischen Krankenhaus in Gelsenkirchen. Wer der Mann war und vor allem, wie der Mann in den Fahrstuhl kam, blieb in den ersten Tagen nach dem Fund zunächst unklar. Das Krankenhaus kündigte an, gemeinsam mit der Polizei alles zu tun, um dieses schreckliche Unglück aufzuklären. Irgendwie scheint allerdings eine zentrale Frage außen vor zu bleiben.
Die Frage, wie der Mann letztlich zu Tode kam, ist sekundär. Wichtig zu wissen wäre ist: Wie konnte der Mann in einen ganz offenbar stillgelegten Fahrstuhl gelangen, der dann zu seiner tödlichen Falle wurde?
Inzwischen ist die Leiche identifiziert, die Krankenhausverantwortlichen sind “zutiefst betroffen” und die Umstände bleiben nach wie vor verwirrend. Bei dem Mann handelt es sich um einen 59-jährigen Patienten, der aus der Pflegeeinrichtung St. Georg heraus auf der psychiatrischen Station des EVK untergebracht war. Wie die WAZ gestern berichtete, sei der Mann in einer eher schwächlichen Verfassung gewesen. Offenbar aber nicht schwach genug, um sich Zugang zu einem eigentlich doch stillgelegten Fahrstuhl zu verschaffen, um dort dann auf noch ungeklärte Art und Weise zu versterben und (8!) Tage lang nicht entdeckt zu werden.
Todesursache kann aufgrund des Verwesungsgrades angeblich nicht ermittelt werden.
Zudem erfährt die Öffentlichkeit aus der Vielfalt der inhaltlich eigentlich leeren Pressemitteilungen paradox anmutende Informationen. Die Todesursache kann aufgrund des Verwesungsgrades angeblich nicht mehr ermittelt werden. Gleichzeitig schließt die Polizei aber aus, dass es sich um ein Gewaltverbrechen handelt (vgl. hier). Nicht-Kriminalisten mögen das möglicherweise nicht umfassend beurteilen können, aber wenn man nicht weiß, wie jemand zu Tode gekommen ist, kann man auch nicht ausschließen, dass der Mensch möglicherweise durch das Einwirken Dritter zu Tode kam. Gewiss ist dies in diesem Falle unwahrscheinlich, aber gänzlich auszuschließen ist es eben nicht.
Die “Schuldfrage” klärt sich vielleicht durch andere Fragestellungen.
Grundsätzlich erfährt man aus den Pressemitteilungen vor allem Fakten, die doch eher unwichtig erscheinen. Geklärt werden sollte, wie es möglich ist, in einen offenkundig stillgelegten Personenfahrstuhl eines öffentlichen Krankenhauses zu gelangen, der durch offensichtliche Fehlfunktion (sonst wäre er ja nicht stillgelegt) zu einer Todesfalle werden könnte und es letztlich wurde.
Im Nebensatz eines WAZ Artikels erfährt man dann, dass “[…] bei dem Fahrstuhl schon am Donnerstag, 2. Juli, gegen 14 Uhr eine technische Störung aufgetreten ist.” Einen durch einen Defekt auffällig gewordenen Fahrstuhl offen zugänglich zu halten und ihn dann acht Tage lang nicht weiter zu kontrollieren ist schlicht fahrlässig. Auch dann, wenn niemand darin gestorben wäre. Leider hat diese Frage noch niemand gestellt. Und hieran schließt sich natürlich die Frage an, warum eigentlich nicht?
Ist Suizid nicht auch eine mögliche Erklärung?
Mit Sicherheit.
Hmm. Ich glaube, den Tod eines Menschen nimmt im EVK niemand freiwillig gern in Kauf. Mir ist häufig zu Ohren gekommen, dass das EVK als “Nevercomeback” Klinikum bezeichnet wird, dennoch glaube ich wie gesagt nicht, dass dort jemand Freunde an diesem Vorfall empfindet. Allerdings steht diese Erörterung, wie der Autor richtig erkennt, nicht zur Diskussion. Vielmehr ist es eigentlich unvorstellbar wie eine solche Situation über den Zeitraum von acht Tagen überhaupt aufrechterhalten bleiben kann. In einem öffentlichen stark frequentierten Krankenhaus! Die Sache mit dem Selbstmord ist natürlich wieder eine falsche Fährte. Der Mann hat ja nachweislich keine Elektronik bedient. Dass der Fahrstuhl dann rein zufällig für ihn stecken blieb, um ihn in Ruhe sterben und verwesen zu lassen, war dann wohl ein Pakt mit dem Chef ganz oben , was? So ein Unsinn.
Suizid kann ich mir auch nicht vorstellen.
Das EVK ist ein gutes Krankenhaus. Ich werde immer wieder dorthin gehen. Ich wurde dort immer sehr gut behandelt.
Eigenlob stinkt.